Facebook – Das neue Internet

Marc hat gerade seine Fahrprüfung bestanden, Anna hat allem Anschein nach einen super Auftrag bekommen (?!), Matthias findet Rapidshare "scho cheibe praktisch" und Leonard ist seit Dienstag Milli Vanilli-Fan.
Werden diese Informationen mein Weltbild verändern? Höchstwahrscheinlich nicht. Aber neugierige Menschen wie mich intressiert es natürlich, was mein Freundeskreis den Tag durch so treibt. Deshalb hab auch ich mich vor drei Wochen bei Facebook angemeldet und bin seitdem über alles und jedem im Bilde. Schliesslich schickt man sich die Fotos von der letzten Party nicht mehr über E-Mail – Nein, die werden nur noch bei Facebook raufgeladen. Ach ja, und warum eigentlich telefonieren? Über die Statusmeldungen weiss ich ganz genau, wer was um welche Zeit macht.

Das Beste an Facebook ist aber eindeutig diese Freundefunktion. Ich bin kaum zwei Minuten angemeldet, kriege ich drei Nachrichten von unbekannten "Freunden":

"Welcome to Crackbook"

Ich war verwirrt, geb ich zu. Nachforschungen haben jedoch ergeben, dass Facebook bei den Amis "Crackbook" genannt wird, da Facebook allem Anschein nach so süchtig mache wie "Crack". Nach dem ersten kleinen Schrecken, hab ich mich dann auch leicht beobachtet gefühlt (Warum kenne ich meine "Freunde" nicht? Ich will nicht dass mich Personen aus'm Amiland sehen?).  Also hab ich mein Profil so eingerichtet, dass nur meine "richtigen" Freunde alles sehen können.
Dadurch, dass ich mich dem "Schweizer-Netzwerk" angeschlossen habe, wurden mir schon Freunde in meiner Umgebung vorgeschlagen. (Warum weiss Facebook, mit wem ich zur Schule geh? Mit wem ich in der Schule war?)
Langsam werde ich paranoid und fühle mich irgendwie verfolgt. Nachdem ich mir nun 23 Freunde besorgt habe (Anmerkung: Die kenn ich wirklich alle!), habe ich das Ding mit den Gruppen rausgefunden.
Gruppen sind Vereinigungen in Facebook, bei denen Menschen mit denselben Interessen dabei sind. Es gibt Gruppen für ziemlich alles und jeden:

  • Ich könnte Mike Shiva pausenlos in die Fr**** hauen.
  • Als ich in deinem Alter war, war Pluto noch ein Planet.
  • Ich habe meine Fingernägel wie ein blinder, parkinson-kranker Mensch lackiert (?!).
  • Nur weil ich Informatiker bin, muss ich deinen PC nicht reparieren.

Man beachte letzte Gruppe. Viele Klassenkameraden sind dieser Gruppe beigetreten. Anscheinend hab nicht nur ich dieses kleine, aber lästige Problem ("Was du bist Informatikerin?" Du ich hab ein Problem mit…").
So bin ich dann auch dieser Gruppe beigetreten. Vor meinem Beitritt, hatte ich in der rechten Spalte schöne Werbeanzeigen mit YvesRocher-Kosmetik, Nagellack von ultraviolet bis infrarot und anderen kleinem Zeug das wir Frauen ja so brauchen.
Seit ich allerdings dieser Gruppe (man siehe oben) beigetreten bin, darf ich mich nur noch an Grafikkarten, Monitoren und USB-Sticks erfreuen (Ahhh, Facebook erstellt Persönlichkeitsprofile, nein, nein, nein…).

Nach zwei Wochen Eingewöhnungszeit, fühle ich mich doch recht wohl auf Facebook. Trotz meines anfänglichen Verfolgungswahn, gefällt es mir. Endlich bin ich wieder Teil der virtuellen Realität. Ich habe wieder Freunde, 43 ganz genau (Und die kenne ich wirklich alle!) und glaube nun auch ein bisschen an das Prinzip, dass jeder Mensch über fünf andere Menschen die gesamte Weltbevölkerung kennt.

2 Kommentare zu “Facebook – Das neue Internet

  1. Jack White 16.01.2009 - 11:08

    Grossartiger Post! Ich fühle tiefste Verbundenheit, inbesondere mit:

    [quote]Ich könnte Mike Shiva pausenlos in die Fr**** hauen. [/quote]

  2. Judith Leibdundgut 02.02.2009 - 20:28

    Danke, als "noch-nicht-facebookerin" hast du mir die Entscheidung abgenommen… ich bin jetzt "zum-glück-noch-nicht-facebookerin" ;).

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